Montag, August 25, 2025

Die Nocturna von Floridsdorf – Eine blutige Wiener Romanze

Es war eine dieser späten Wiener Nächte, ein Dienstag kurz vor Mitternacht, als der Bezirk Floridsdorf in einen Mantel aus feuchtem Samt gehüllt wurde. Die letzten Straßenbahnen zogen ihre Bahnen mit einem müden, elektrischen Summen, und der Bahnhof Floridsdorf gab nur noch ein leises, metallisches Seufzen von sich, bevor er in den Tiefschlaf fiel. Der leichte Nieselregen, der seit Stunden unablässig fiel, war fein wie Staub, aber genügend, um die Straßenlaternen in schimmernde Gloriolen zu verwandeln. Ihr gelbes Licht tanzte auf dem nassen Asphalt, der den Geruch von abgestandenem Fast Food, einem Hauch von feuchter Erde und dem süßlich-schweren Odeur von nassem Laub in sich trug. Die alten Kastanienbäume entlang der Schlossergasse standen da wie gigantische, tropfende Schattenwesen, ihre bereits vom Herbst gezeichneten Blätter flüsterten leise im kaum spürbaren Wind, ein unheilvolles Rascheln, das Michael frösteln ließ, obwohl die Luft erstaunlich mild war für diese Jahreszeit. Überall nur grauer Beton, die wuchtigen Fassaden der Gemeindebauten, unterbrochen von den vereinzelt leuchtenden Fenstern, die wie ferne Augen in die Nacht blickten. Hinter ihnen ahnte man tausend unsichtbare Schicksale, die sich in den monotonen Rhythmus der Vorstadt einfügten.

Michael, zweiundzwanzig Jahre jung, ein Wirbelwind aus ungelebten Träumen und ungestillter Sehnsucht, schleppte sich durch die schmalen Gänge zwischen den Häuserzeilen. Seine Gedanken kreisten um Basslines, Synthie-Melodien und die immerwährende Frage, wie man der nächsten Generation von Wiener Rappern endlich beibringen konnte, dass „Uga-Uga“ nicht das Ende der musikalischen Fahnenstange war. Er hatte gerade seine Schicht im kleinen Tonstudio am Handelskai beendet, ein anstrengendes, aber notwendiges Geschäft, das die Miete für seine kleine Wohnung bezahlte. Diese Wohnung, ein Refugium seiner Jugend, teilte er sich mit einer beeindruckenden Armada von Vinylplatten und einem treuen, wenn auch leicht kaputten Plattenspieler. Hier, zwischen Beats und Geborgenheit, suchte er nach seinem Platz in der Welt, meistens allein, manchmal mit dem vagen Bild einer unerreichbaren Schönheit im Kopf, die seine Musik inspirieren sollte.

Doch heute Nacht war etwas anders. Eine unbekannte Spannung lag in der Luft, etwas Kribbelndes, das nicht nur vom Nieselregen oder der kühlen Feuchtigkeit kam. Es war wie eine Vorahnung, ein leiser Summen im Gehirn, das ihm sagte, dass diese Nacht anders sein würde. Als er die Nordbahnstraße überquerte, die sich wie eine schwarze, glänzende Ader durch den gesamten Bezirk zog, sah er sie. Zuerst nur einen Schatten, eine fast durchsichtige Bewegung im dämmrigen Licht einer defekten Laterne. Dann, mit jedem Schritt Michaels, verdichtete sich die Dunkelheit zu einer Silhouette, die so scharf und doch so unwirklich wirkte, als wäre sie direkt aus dem schwarzen Samt der Nacht selbst geschnitten.

Sie war groß, von einer unglaublichen Schlankheit, doch ihre Gestalt strahlte eine Aura aus, die selbst die feuchte Wiener Nacht zum Innehalten zwang. Ihr Haar, ein tiefes Ebenholz, fiel in schweren, glänzenden Wellen über ihre Schultern und umspielte ein Dekolleté, das Michaels Herzschlag in den Galopp trieb, schneller als jeder Techno-Beat. Seine Augen, unfähig wegzuschauen, blieben an diesem Anblick hängen: Ihre Oberweite war nicht nur groß, sie war prächtig, drall, eine perfekt geformte Skulptur, die unter dem eng anliegenden, samtartigen Oberteil hervorbrach und die Fantasie Michaels unweigerlich beflügelte. Ein Kleid aus tiefschwarzer Spitze umspielte anmutig ihre schlanken Hüften und fiel bis zu ihren hochhackigen Stiefeln, die in jedem Pfützenlicht gefährlich glänzten und nur erahnen ließen, was sich darunter verbarg. An ihrem langen, eleganten Hals blitzte ein silbernes Medaillon, das in der Dunkelheit ein geheimnisvolles Eigenleben zu führen schien, als ob es eigene Geschichten aus einer fernen Zeit erzählte.

Michael, normalerweise nicht auf den Mund gefallen, ein junger Mann, der bei jeder Gelegenheit einen flotten Spruch auf den Lippen hatte, spürte, wie seine Kehle trocken wurde. Er war wie ein Schmetterling, der sich unwiderstehlich vom Licht angezogen fühlte, obwohl er instinktiv spürte, dass dieses Licht ihn verbrennen, ihn gänzlich verzehren könnte. Er zögerte, wollte weitergehen, einfach vorbeiziehen, doch seine Füße schienen am nassen Asphalt festgewachsen zu sein, wie von einer unsichtbaren Macht gebannt. Ihre Augen, tiefschwarz und von einem unheimlichen Glanz erfüllt, fixierten ihn. Er hatte das unmissverständliche Gefühl, nicht nur gesehen, sondern regelrecht durchleuchtet zu werden, bis in die letzten, dunkelsten Winkel seiner jungen Seele. Er war ein offenes Buch, und sie las jede Zeile. Und während sein Blick immer wieder wie magisch zu ihren großen Brüsten wanderte, die selbst in dieser mondlosen Nacht eine unwiderstehliche Anziehungskraft besaßen, wusste er, dass er in ernsten Schwierigkeiten steckte.

Ein kühles Lächeln spielte um ihre vollen, roten Lippen, die so perfekt geformt waren, dass sie wie gemalt wirkten. „Verirrt, junger Mann?“, fragte sie, ihre Stimme war wie flüssiger Mitternachtssamt, betörend und gefährlich zugleich, ein warmer Windhauch in der kalten Nacht. Ihr deutscher Akzent hatte einen unverkennbaren Hauch von etwas Altem, etwas Fremdem, etwas ewig Gültigem, das Michael nicht zuordnen konnte, das ihn aber umso mehr faszinierte.

„Äh… nein, nicht wirklich“, stammelte Michael, verfluchte sich innerlich für seine unbeholfene Antwort, die so gar nicht zu seinem sonst so selbstbewussten Auftreten passte. „Ich… ich bin nur auf dem Heimweg. Von der Arbeit.“

Sie trat langsam näher, jeder ihrer Schritte war eine geschmeidige Bewegung, fast schwebend, als ob der Boden sie kaum tragen könnte. Der feine Nieselregen schien ihre Haut nicht zu berühren, ihre Haare blieben vollkommen trocken, glänzten unbeeindruckt von der Feuchtigkeit. Ein zarter Duft nach Erde, feuchtem Laub, einem Hauch von altem Stein und etwas verführerisch Süßem, fast Metallischem, umwehte ihn, das ihn taumeln ließ, als stünde er unter Drogen. Immer wieder schweifte sein Blick zu ihrem prallen Dekolleté, das unter dem dünnen Stoff ihres Kleides ein vielversprechendes Geheimnis verbarg. „Und was treibt einen jungen Mann wie dich so spät noch durch die Straßen Floridsdorfs? Die Nacht gehört doch den Schatten, den stillen Beobachtern, oder etwa nicht?“, ihre Augen tanzten, ein Spiel, das er nicht durchschaute.

Michael sammelte seinen gesamten Mut, der in seinen Adern zu einem Rinnsal geschrumpft schien. „Ich arbeite im Tonstudio. Ich mache Musik. Versuche, die Welt mit guten Beats zu beglücken.“

Ein Glanz huschte durch ihre Augen, der Michael an das Schimmern von Obsidian erinnerte, kalt und doch tiefgründig. „Musik. Eine faszinierende Kunstform. Die Schwingungen der Seele, eingefangen in Klängen, die die Zeit überdauern können. Und du, Michael, welche Klänge trägst du in dir? Welche Melodien schlummern in den Tiefen deiner jungen Seele?“

Er war überrascht, dass sie seinen Namen kannte, hatte er ihn doch nicht erwähnt. Doch in ihrer Gegenwart schien die Logik der Welt eine Pause einzulegen, die Regeln des Alltags waren suspendiert. „Ich… ich träume davon, die Welt mit meinen Melodien zu verändern. Oder zumindest ein paar Ohren zu erfreuen. Eine Spur zu hinterlassen.“

Sie lachte leise, ein Geräusch, das wie fallende Glaskristalle klang, klar und doch zerbrechlich. „Ein edles Ziel. Aber die Welt lässt sich nicht so leicht ändern. Manchmal muss man sie erst kosten, ihre Essenz in sich aufnehmen, um sie wirklich zu verstehen.“ Ihr Blick sank bedeutungsvoll auf seinen Hals, und Michael spürte ein ungewohntes Pochen seiner Halsschlagader, ein rhythmisches Trommeln, das er nie zuvor so bewusst wahrgenommen hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinen Armen aus, nicht aus Kälte, sondern aus einer berauschenden Mischung aus Furcht und wilder Erregung. Er war ein Jagdobjekt, das sich unsterblich in seine Jägerin verliebte.

In diesem Moment, als die Spannung zwischen ihnen beinahe greifbar wurde, so dicht, dass man sie hätte schneiden können, riss ein knurrendes Geräusch die Stille auf. Ein kleiner, zotteliger Terrier, mit einem verfilzten, vom Regen noch struppiger aussehenden Fell, zog panisch an seiner Leine. Dahinter folgte ein alter Mann, gebeugt, mit einem Filzhut, der ihm tief ins Gesicht gezogen war und dessen zerfurchtes Gesicht die Spuren eines langen Lebens trug. Es war Herr Krakau, eine feste Größe in der floridsdorfer Nacht, wenn es um das Gassigehen ging.

„Bello! Sei still, du kleiner Rabauke!“, murmelte der alte Herr Krakau, während er versuchte, seinen Hund mit zitternden Händen zurückzuhalten. Bello knurrte jedoch unaufhörlich in ihre Richtung, seine kleinen Augen blitzten misstrauisch, fast panisch, als ob er ein unsichtbares Monster witterte. Herr Krakau, der die Angewohnheit hatte, stets mit seinem Vierbeiner zu kommunizieren, fuhr fort, seine Stimme klang altersmüde und doch voller Zuneigung: „Was ist denn los, mein Bellerl? Hast du etwa ein Eichhörnchen gesehen, das auf zwei Beinen läuft? Oder ist da gar ein böser Geist in der Luft, der nach uns greift? Ach, du alter Schelm, du siehst doch immer Gespenster, wenn’s dunkel wird, nicht wahr? Komm, lass uns weitergehen, bevor du uns noch Ärger einbrockst.“

Seraphina, die vampirische Schönheit, zog eine Augenbraue hoch, ein Ausdruck spielerischer Belustigung auf ihrem perfekt geformten Gesicht. Sie warf dem Hund einen Blick zu, der Bello sofort verstummen ließ, ihn winselnd hinter Herrn Krakaus Beine kriechen ließ, wo er sich zitternd verkroch. Der alte Mann starrte verwirrt von der geheimnisvollen Frau zu seinem plötzlich stummen Hund. „Na sowas. Habe ich das jetzt richtig gesehen, Bello? Warst du gerade so still wie ein Grab? Ein Wunder, mein Kleiner, ein echtes Wunder. Die Nacht hält immer wieder Überraschungen bereit, nicht wahr?“ Herr Krakau zuckte die Achseln, murmelte noch etwas von „seltsamen Leuten in der Nacht“ und trottete mit seinem verängstigten Bello davon, der sich nicht mehr traute, auch nur einen Laut von sich zu geben, sondern nur noch zitterte und sich klein machte.

Michael war gleichzeitig amüsiert und irritiert, eine Mischung, die er so noch nie gespürt hatte. „Was… was war das?“, fragte er, seine Stimme immer noch belegt, aber die Faszination überwog die Angst.

Seraphina lächelte. „Manche Tiere sind sensibler für die Wahrheit als andere, Michael. Sie spüren, was sich im Schatten verbirgt. Aber zurück zu dir. Du bist eine interessante Melodie in dieser grauen Symphonie Floridsdorfs, ein unerwarteter Akkord. Möchtest du nicht etwas Neues erleben? Etwas, das deine Sinne wirklich weckt, sie in bisher unbekannte Dimensionen katapultiert?“ Ihr Blick schweifte erneut über seine Lippen und dann hinab zu ihren vollsten Brüsten, die sich unter dem dunklen Stoff sichtlich hoben und senkten, als atmete sie tiefer.

Sie legte eine kühle Hand auf seine Wange. Ihre Haut war seidig, doch darunter spürte er eine unglaubliche Stärke, fast wie Marmor, kühl und doch voller verborgener Energie. Ein prickelndes Gefühl durchströmte ihn, ein süßer Schauer, der ihm bis in die Haarspitzen kroch. Er nickte, ohne nachzudenken, ohne auch nur einen Funken Widerstand zu leisten. Er war verloren, gefangen in ihrem tiefschwarzen Blick, betrunken von ihrem betörenden Duft.

„Dann komm mit mir“, flüsterte sie, zog ihn sanft an der Hand. Ihre Finger waren lang und elegant, die Nägel perfekt manikürt und dunkelrot wie frisches Blut, wie kleine, glänzende Kunstwerke. Sie führte ihn weg von den befahrenen Straßen, hinein in die dunkleren, vergessen Gassen, vorbei an verrosteten Zäunen, die kleine, verwilderte Gärten schützten, und hinein in den tiefen Schatten eines ehemaligen Fabrikgeländes. Dessen verfallene Mauern, von Efeu überwuchert, ragten wie stumme Zeugen einer vergangenen, industriellen Zeit in den Nachthimmel. Hier roch es nach Feuchtigkeit, alten Steinen, modrigem Holz und einem schwachen Hauch von Eisen und Schmieröl. Der Nieselregen wurde etwas stärker, aber Michael bemerkte es kaum. Seine ganze Aufmerksamkeit galt ihr, ihrer unwiderstehlichen Präsenz, ihren Bewegungen, die selbst die Dunkelheit zu formen schienen.

Sie blieb stehen vor einer riesigen, verrosteten Eisentür, die in einem Winkel offen stand und den Blick in ein schwarzes Nichts freigab, das wie ein Schlund der Finsternis wirkte. „Dies ist meine Welt“, sagte sie, ihre Stimme klang nun tiefer, rauer, voller einer ursprünglichen, animalischen Macht. „Eine Welt jenseits des Alltäglichen, Michael. Eine Welt, in der die Nacht ewig dauert und die Lust niemals stirbt, sondern immerfort brennt.“

Sie zog ihn hinein, tiefer in das Herz der Fabrik. Die Dunkelheit umfing sie sofort, ein kalter, feuchter Mantel, der die letzten Reste der Zivilisation von ihm abstreifte. Michael stolperte über loses Geröll, über die rostigen Überreste vergessener Maschinen, während Seraphina sich mit einer mühelosen Anmut bewegte, die im Dunkeln nur zu erahnen war, ein fließender Schatten in der Finsternis. Ein schwacher Mondstrahl fiel durch ein zerbrochenes Dachfenster und beleuchtete eine rostige Treppe, die sich ins Unendliche zu winden schien, empor in eine unbekannte Dimension. Staubpartikel tanzten im Licht, kleine, leuchtende Geister der Vergangenheit, die ihre stummen Geschichten erzählten. Michael wagte es kaum, zu atmen, seine Sinne waren überreizt, seine Gedanken ein Chaos aus Angst und Verlangen.

Plötzlich drückte sie ihn sanft, aber bestimmt gegen eine kalte Betonwand. Ihr Körper schmiegte sich an seinen, weich und doch unglaublich fest, eine unwiderstehliche Mischung aus Stahl und Seide. Er spürte die Wärme ihres Atems auf seinem Hals, dann die kühle Berührung ihrer Lippen. Ein Kuss, der seine Sinne entzündete, süß und brennend zugleich, der ihm jegliche Restvernunft raubte. Ihre vollen, drallen Brüste pressten sich sanft, aber spürbar gegen seine Brust, und er spürte ihre harte, aber verführerische Form durch das dünne Material seines Hemdes. Ein ohnmächtiges, brennendes Verlangen durchströmte ihn, ein Strom, der ihn von innen heraus verzehrte. Er legte seine Arme um ihre schlanke Taille, zog sie fester an sich, sein Kopf sank in den duftenden Wirbel ihrer dunklen Haare, die nach Geheimnissen und wilden Nächten dufteten. Sein Blick war gefangen, hypnotisiert von dem Spiel von Schatten und Licht auf ihren prächtigen Brüsten, die sich unter dem dünnen Stoff ihres Kleides abzeichneten.

Ihre Hand glitt unter sein Hemd, ihre kühlen Finger streichelten seine warme Haut, zeichneten Spuren aus Gänsehaut auf seinem Bauch, seiner Brust. Sie hauchte in sein Ohr, ihre Stimme war ein raues, sinnliches Flüstern: „Spürst du es, Michael? Das Verlangen? Die Sehnsucht nach mehr? Nach dem, was jenseits der menschlichen Fesseln liegt? Nach der unsterblichen Ekstase, die nur die Nacht bieten kann?“

Er konnte nur nicken, außerstande zu sprechen, gefangen in einem Strudel aus Lust und Furcht. Er wollte mehr, er wollte alles von ihr. Sie war die Inkarnation seiner dunkelsten, geheimsten Fantasien, die er sich nie zu träumen gewagt hätte. Er war ihr verfallen, ohne Widerstand.

Ihre Lippen zogen sich von seinen zurück, gleiteten über seinen Kiefer, seinen Hals. Er spürte ihre Zähne, scharf und spitz wie Nadeln, sanft auf seiner Haut. Ein schmerzhaft-lustvoller Stich durchfuhr ihn, als sie leicht zubiss, ein elektrischer Schlag, der ihn durchfuhr. Kein Schrecken, keine Panik, nur eine tiefe, fast ekstatische Erregung erfüllte ihn, die seine Seele verzehrte. Er wusste, was kam, er spürte es bis in die letzte Faser seines Körpers, und er wollte es, mit jeder Zelle seines Wesens. Er drückte seinen Körper fester an ihren, seine Finger krallten sich in den Stoff ihres Kleides, als ob er sie festhalten wollte, für immer. Und in diesem Moment des puren Hingabe, wanderte sein Blick ein letztes Mal zu ihren faszinierenden, vollen Brüsten, bevor die Welt sich zu drehen begann.

Ein kurzer, intensiver Schmerz, dann ein warmer Strom, der sich durch seine Venen ausbreitete, eine süße Lähmung, die ihn erfüllte. Es war nicht wie ein normaler Biss; es war ein Eintauchen, ein Verschmelzen, eine Initiation in eine neue Existenz. Er spürte, wie seine Lebenskraft sanft aus ihm herausgesaugt wurde, ein leichtes Ziehen, das von einer wundersamen Leere gefüllt wurde. Gleichzeitig strömte etwas Neues, Kaltes, aber auch unglaublich Mächtiges in ihn hinein, eine Essenz, die seine Adern mit eisiger Kraft erfüllte. Seine Muskeln spannten sich, sein Herzschlag verlangsamte sich auf einen ruhigen, kraftvollen Puls, ein Rhythmus, der nicht mehr menschlich war. Er fühlte sich größer, stärker, lebendiger als je zuvor.

Als sie sich zurückzog, sah er sie im schwachen Mondlicht. Ihre Lippen glänzten feucht, ein schimmernder Hauch von Blut. Ihre Augen leuchteten nun mit einem ganz neuen, intensiveren Glanz, der die Dunkelheit durchdrang. Ein Tropfen Blut, sein Blut, perlte an ihrer Unterlippe. Sie wischte ihn mit dem Daumen weg und leckte ihn genüsslich ab, ein Anblick, der Michael in seinen neuen, erwachten Sinnen als ultimative Versuchung erschien. Ein Lächeln, das nun noch viel gefährlicher und doch unwiderstehlicher war als zuvor, breitete sich auf ihrem Gesicht aus, ein Versprechen ewiger Nächte.

„Willkommen in der Familie, Michael“, raunte sie, ihre Stimme nun ein Echo der Nacht selbst. „Willkommen in der ewigen Nacht, mein Liebster.“

Er spürte, wie sich etwas in ihm veränderte. Seine Sinne waren nicht nur schärfer, sie waren neu. Die Gerüche der Fabrikhalle waren intensiver, detailreicher, die feuchte Luft auf seiner Haut fühlte sich elektrisch an, als würden Tausende kleiner Nadeln tanzen. Er sah das Chaos der rostigen Maschinen in einem neuen, fast wunderschönen Licht, die Schatten spielten ein ganz anderes Spiel. Die Dunkelheit war nicht mehr bedrohlich, sondern ein Verbündeter, ein schützender Umhang, der ihm neue Kräfte verlieh. Er war nicht mehr Michael, der Mensch, sondern Michael, der Verwandte der Nacht.

Seraphina zog ihn erneut an sich, dieses Mal mit einer Geste, die nicht nur Verlangen, sondern auch einen Hauch von Besitz signalisierte, eine unmissverständliche Geste der Zugehörigkeit. „Nun, mein Liebster. Die Nacht ist noch jung, und Floridsdorf hat so viele unwissende Seelen zu bieten, die auf ihre Erweckung warten. Bist du bereit, die Gassen unsicher zu machen, die Stadt zu deinem Spielplatz zu erklären?“

Michael lächelte, ein Lächeln, das nun ihre eigene gefährliche Schönheit spiegelte, ein Versprechen von Abenteuern und blutiger Lust. Seine Augen waren dunkel wie die ihren, und ein Gefühl der Macht, der Überlegenheit, durchströmte ihn. „Mehr als bereit, Seraphina. Führe mich.“

Sie verließen die alte Fabrikhalle, nun nicht mehr als Mensch und geheimnisvolle Frau, sondern als zwei perfekt harmonierende Schatten, die sich mit einer überirdischen Leichtigkeit bewegten. Ihre Schritte waren lautlos, ihre Bewegungen fließend wie Rauch, ihre Silhouetten verschwammen mit den Schatten der Nacht. Die Straßen Floridsdorfs, die ihm einst so vertraut und langweilig erschienen waren, erschienen ihm nun wie ein weitläufiges Jagdrevier, voller Möglichkeiten, voller Leben, das nur darauf wartete, entdeckt zu werden.

Als sie die Nordbahnstraße wieder erreichten, war es tiefe Nacht. Nur wenige Autos fuhren noch, ihre Scheinwerfer zerschnitten kurz die Dunkelheit, bevor sie wieder verschluckt wurden. Aus der Ferne hörte Michael das leise Heulen einer Polizeisirene, ein schwacher, ferner Ruf nach Ordnung in dieser nun so anarchischen Welt, die sich ihm gerade neu offenbarte.

„Ah, die tapferen Hüter der Ordnung“, sagte Seraphina mit einem leisen Schnauben, das mehr Amüsement als Verachtung enthielt. Ihre Lippen zogen sich zu einem verführerischen Grinsen. „Immer auf der Suche nach den kleinen Ungereimtheiten. Sie werden uns niemals finden, Michael. Nicht in unseren Schatten, nicht in unseren Geheimnissen.“

Und tatsächlich, als ein Polizeiwagen mit Blaulicht um die Ecke bog und langsam die Nordbahnstraße entlangfuhr, verschwanden Seraphina und Michael wie Geister. Sie bewegten sich mit einer Geschwindigkeit, die menschliche Augen nicht erfassen konnten, glitten durch die schmalen Lücken zwischen den parkenden Autos, huschten über die dunklen Fassaden der Gemeindebauten, als wären sie nur Teil des Mauerwerks, von der Schwerkraft unberührt. Sie genossen das Spiel, die Jagd, das Gefühl der Überlegenheit, das jeden Muskel in Michaels Körper vibrieren ließ. Michael spürte einen unerhörten Adrenalinkick, eine Lebendigkeit, die er in seinem früheren, menschlichen Leben niemals gekannt hatte, ein Gefühl des puren Rausches. Er lachte, ein kühles, dunkles Lachen, das Seraphinas Lachen perfekt ergänzte.

Sie stoppten auf einem der höchsten Dächer der Gemeindebauten, hoch über den erleuchteten Straßen, die nun wie ein Teppich aus glitzernden Lichtern unter ihnen lagen. Der Wind wehte hier oben stärker, riss an Seraphinas dunklem Haar, das nun wie eine flatternde Fahne im Wind tanzte, doch sie stand da, majestätisch und unnahbar, eine Königin der Nacht. Michael blickte über die Lichter der Stadt, über die Donau, die wie ein dunkles, schimmerndes Band glänzte, und weiter bis zu den fernen Hügeln, die sich im Dunst verloren. Er war ein Teil von etwas Größerem, etwas Uraltem, etwas Ewigen. Er war frei, von allen menschlichen Fesseln befreit, ein Meister seiner eigenen Bestimmung.

Seraphina drehte sich zu ihm, ihre Augen funkelten wie Sterne in der tiefsten Nacht. Ihr Arm umschloss seine Taille, zog ihn sanft an sich. Er spürte ihre weiche, doch kraftvolle Brust gegen seinen Arm, und sein Blick wanderte erneut zu dem üppigen Anblick, der ihn immer noch so faszinierte. „Die Welt ist unser, Michael“, flüsterte sie, ihre Hand umschloss wieder seine, die Geste voller Zuneigung und ein Versprechen. „Und diese Nacht ist erst der Anfang unserer unsterblichen Geschichte.“

Ein neues Leben hatte begonnen in den Schatten von Floridsdorf, ein Leben voller Dunkelheit, unerhörter Lust und einer ewigen Suche nach dem, was das Blut zu bieten hatte. Und während die Sterne über Wien funkelten und der Morgen noch unendlich weit entfernt schien, wussten Michael und Seraphina, dass ihre gemeinsame Reise gerade erst begonnen hatte – eine Reise, die die Gassen Floridsdorfs und vielleicht ganz Wiens für immer verändern, in ihren ewigen Bann ziehen würde. Mögen die alten Mauern zeugen, mögen die unschuldigen Seelen zittern, denn die Nocturna von Floridsdorf hatte ihre Krallen ausgefahren und würde sie nie wieder einziehen. Der Tanz der Schatten hatte begonnen, und Michael war nun ein Teil davon, für alle Ewigkeit.

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